Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Korbach

Kriegsende und Nachkriegszeit

Bei der Einnahme Korbachs durch amerikanische Truppen am 29.3.1945, bzw. unmittelbar nach Kriegsende, sahen einzelne Juden Korbach wieder; sie kamen als amerikanische Soldaten in ihre Heimatstadt zurück, aus der sie nach 1933 vertrieben wurden. Hans (nannte sich in USA Henry) Löwenstern, früher Prof.-Kümmell-Str. 8a, war Vernehmungsoffizier in einem Lager bei Darmstadt, in dem aus der Nazizeit Belastete nach Kriegsende vorübergehend interniert waren. Hier vernahm er verschiedene Korbacher, auch Bürgermeister Paul Zimmermann. Manfred Goldwein, der Sohn des letzten jüdischen Lehrers, wurde 1946 in Frankreich aus der U.S.-Army entlassen und besuchte den damaligen Korbacher Bürgermeister Dr. Schnitzler, bei dem er den Bau des Ehrenmals auf dem jüdischen Friedhof anregte.

Rückkehr nach Korbach

Sieben Juden überlebten den Holocaust und kehrten nach Kriegsende nach Korbach zurück. Es waren die Brüder Siegfried und Alfred Kaufmann, Bernhard Lebensbaum mit Ehefrau Therese und den Töchtern Ruth und Gertraud sowie Marianne Weitzenkorn. Die Schwestern Ruth und Gertraud Lebensbaum und Marianne Weitzenkorn verließen Korbach im Jahr 1946 und wanderten nach USA aus. Frau Lebensbaum folgte ihnen im Jahr 1956, nachdem ihr Ehemann am 20.1.1954 verstorben war. Die Brüder Kaufmann hatten einige Jahre ein Textilgeschäft. Sie verließen Korbach Ende der fünfziger Jahre und gingen nach Frankfurt bzw. Kassel. Seitdem waren in Korbach keine Juden mehr ansässig.

Zögernd kam auch wieder ein Briefwechsel emigrierter Korbacher Juden mit früheren Freunden, Nachbarn und Angestellten in Gang. Es kam auch zu Besuchen, die seit einigen Jahren von der Stadt durch Zahlung von Reisebeihilfen unterstützt werden. Über die Besuche wird unter den angegebenen Nummern in der Familienchronik berichtet.

Besucher:

 

1. 1955 Max Schönthal, Berlin, früher Stechbahn 20 - siehe Nr. 138 -
2. 1970 Manfred Goldwein, M.D., Philadelphia/USA, Sohn des letzten jüd. Lehrers - siehe Nr. 13 -
3. 1972 Martha Kleimenhagen geb. Löwenstern (später Hagen) aus Chicago, früher Prof.-Kümmell-Str. 11- siehe Nr. 35 -
4. 1972 Manfred Kohlhagen mit Ehefrau Anna aus New York, früher Stechbahn 7 - siehe Nr. 43 -
5.

1973/ 1980

Siegfried Kohlhagen mit Ehefrau Klara aus New York, früher Stechbahn 7 - siehe Nr. 44 -. Die Tochter Shirley besuchte 1979 Korbach

6. 1973/ 1978/ 1984 Friedrich Alexander und Frau Rita geb. Kugelmann aus Alexandria/Virginia, früher Lengefelder Str. 9 -siehe Nr. 1-
7.

1984

1993

Kurt Löwenstern mit Ehefrau Hilde aus Buenos Aires/ Argentinien, früher Dalwigker Str. 2 - siehe Nr. 68c -
Hilde Löwenstern mit Sohn Alberto

8. 1985 Ernst Marcus Kohlhagen aus Berkenfield New Jersey/USA, früher Stechbahn 18 - siehe Nr. 41 - Herr Kohlhagen nahm zu offiziellen Stellen keinen Kontakt auf.
9. 1987 Margot David geb. Nußbaum mit Ehemann Hermann aus Rio de Janeiro/ Brasilien, früher Stechbahn 14 - siehe Nr. 114 -
10. 1988 Margarete (Marga) Brauner geb. Stahl aus Haifa/Israel, früher Bahnhofstr. 12 - siehe Nr. 141 -
11. 1990 Karina Menke aus Buenos Aires (Enkelin von Kurt Löwenstern) früher Dalwigker Str. 2 - siehe Nr. 68c -
12. 1990 Roberto Mosheim mit Ehefrau Gabriele Margarete geb. Winkler aus Austin/Texas. Roberto Mosheim nahm keinen Kontakt zu offiziellen Stellen auf. Er ist der Sohn von Leopold Mosheim - siehe Nr. 109a -
13.  

Zwei Kinder von Hans (später Henry) Löwenstern, Falls Church VA/USA, früher Prof.-Kümmell-Str. Ba, - siehe Nr. 66 -

H. Löwenstern schreibt am 7.3.1989, dass zwei seiner Kinder Korbach besucht haben. Kontaktaufnahme zu offiziellen Stellen erfolgte nicht. Er selbst war 1946 in Korbach und besuchte die Familie Lebensbaum.

14. 1993 Ilse Löwenstern, Darmstadt, früher Kirchstr. 13, -siehe Nr. 72 - und Nachträge Seite 276 - 280a
15. 1993 Joel w. Goldwein, M.D., Merion PA/USA, (Enkel des letzten jüdischen Lehrers Moritz Goldwein - siehe Nr. 13 -)

 

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